
Das Kapuzinerkloster zum hl. Antonius von Padua in Bozen wurde im Jahr 1599 gegründet und gilt als erste Niederlassung der Kapuziner in Südtirol. Zeitgleich mit der Gründung wurde auch eine Bibliothek eingerichtet, die den Patres als Grundlage für ihre juristische, philosophische und theologische Ausbildung sowie für ihre Predigtarbeit diente. Der Bestand wuchs vor allem durch Schenkungen und Nachlässe.
Die Bibliothek umfasst hauptsächlich religiöse Werke, aber auch Bücher zu Geschichte, Geografie und anderen weltlichen Wissenschaften. Tirolensien machen ca. 11% des Buchbestandes aus. Der größte Teil der Drucke stammt aus dem 19. Jahrhundert (ca. 35%) gefolgt von Drucken des 20. (ca. 34%) und 18. Jahrhunderts (ca. 20%). Der Anteil der cinquecentine und seicentine beträgt etwa 2% bzw. 7%. Rund 0,02% entfallen auf Inkunabeln (im Jahr 1874 sollen es noch 36 Inkunabeln gewesen sein, davon sind noch vier vorhanden).
Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurde das Kapuzinerkloster Bozen von der Regierung des Königreichs Italien aufgehoben. Die gesamte Klostereinrichtung einschließlich der Bibliothek wurden veräußert. Das Klosterarchiv gelangte nach Trient, wo ein erheblicher Teil davon verloren ging.
Im Jahr 1816 konnte das Kapuzinerkloster mit der Unterstützung von Katharina von Hepperger wiedererrichtet werden, die als „zweite Gründerin“ des Klosters angesehen wird.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Kloster und Kirche schwer beschädigt, in den Jahren 1945–1947 erfolgte der Wiederaufbau. Einige der ältesten und wertvollsten Bücher gingen nach dem Zweiten Weltkrieg verloren, als sie in einem Bauernhof in Welschnofen ausgelagert wurden. Laut Germiniasi soll ein gutgläubiger Kapuzinermönch unvorsichtigerweise eine Gruppe von Soldaten auf diese Büchersammlung aufmerksam gemacht haben, woraufhin von den Büchern keine Spur mehr blieb.
1990 überließ der Orden zwei Drittel des Klostergebäudes samt Garten der Südtiroler Landesverwaltung, die dort die Landesfachschule für Sozialberufe „Hannah Arendt“ einrichtete und den angrenzenden Park öffentlich zugänglich machte. Zudem ist in einigen Klosterräumlichkeiten seit 2015 die „Vinzenzgemeinschaft Südtirol“ untergebracht.
Der historische Bestand der Bozner Kapuzinerbibliothek wurde Anfang der 1990er-Jahre (?) ins Bozner Franziskanerkloster überführt, wo er in einer Kompaktanlage aufgestellt ist. Der durch das Projekt EHB Anfang der 2000er-Jahre erfasste Bücherbestand umfasst an die 27.000 Bände.