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Johanneum Dorf Tirol | Standort: Vinzentinum Brixen

Das ehemalige Bischöfliche Seminar Johanneum in Dorf Tirol (1840-2001) wurde von Fürstbischof Johann Nepomuk von Tschiderer (*1777–1860) gegründet, um dem Rückgang des Priesternachwuchses entgegenzuwirken. Anfangs war das Johanneum ein Knabenkonvikt an zwei Standorten (Bozen und Meran) ohne eigene Schule. 1928 wurden die beiden Johanneen zu einem zusammengeschlossen. Das Johanneum, nunmehr Konvikt und kirchliches humanistisches Privatgymnasium, fand seinen endgültigen Sitz im ehemaligen Seraphischen Liebeswerk (Waisenheim) der Kapuziner in Dorf Tirol. Schon im Jahr 2001 musste das Johanneum jedoch wegen sinkender Schülerzahlen seine Tore schließen.

Seit 2007 beherbergt das Vinzentinum in Brixen die vollständige Studienbibliothek des ehemaligen Bischöflichen Seminars Johanneum von Dorf Tirol in einer eigenen Kompaktanlage.

Den Grundstock der Seminarbibliothek des Johanneums bilden die Bücher der ehemaligen Johanneen von Bozen und Meran. Der Großteil der Bücher ist vergleichsweise jung und stammt vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie aus dem 20. Jahrhundert. Die Bibliothek umfasst vor allem die Fachbereiche Philologie (besonders Deutsch), Naturkunde und Geschichte. Außerdem finden sich zahlreiche Lexika, Handbücher, Sachbücher sowie eine reiche Tirolensiensammlung.

Zu den ältesten Buchbeständen der Bibliothek zählen ca. 2.600 Bücher, die in den 1950er-Jahren aus der Fürstbischöflichen Bibliothek in Trient (Biblioteca Vescovile) ausgeschieden worden waren und die Generalvikar Josef Kögl vor der Entsorgung und für das Johanneum retten konnte. Unter diesen Werken befinden sich über 400 Bände mit dem Exlibris von Fürstbischof Johann Nepomuk von Tschiderer. Darüber hinaus enthalten einige Bände handschriftliche Besitzvermerke weiterer Bischöfe wie etwa Giovanni Giacomo della Bona (*1814–1885) oder Eugenio Carlo Valussi (*1837–1903).

Eines der interessantesten und wertvollsten Bücher des Johanneum-Bestandes ist ein Sammelband mit 15 eingebundenen Drucken aus dem 16. Jahrhundert: Flugschriften (z.B. eine Hexenzeitschrift), acht Türkendrucke, zwei Werke aus der ältesten Südtiroler Druckwerkstatt (Donatus Fetius) und die von Sebastian Brandt inspirierte Navis stultifera des Jodocus Badius Ascensius, gedruckt im Jahre 1507 in Basel, die gleichzeitig auch das älteste Buch des Johanneums ist.

Insgesamt umfasst der Buchbestand des Johanneums 38.000 Bände. Er wurde in den Jahren 2012-2015 durch EHB-Mitarbeiterinnen erschlossen.

 
Literatur
  • Gallmetzer, Anton (Hrsg.): Johanneum. Die Geschichte eines kleinen Seminars. Bozen: Edition Sturzflüge, 2001.
  • Pedron, Angelika: Die Bibliotheken des Vinzentinums und Johanneums = Le biblioteche del Vinzentinum e dello Johanneum. Brixen: Provinz Verlag, 2015 (Erschließung Historischer Bibliotheken in Südtirol ; 10).
  • Pedron, Angelika ; Tutzer, Klara: Abschlussbericht über die Erschließung der Buchbestände im Vinzentinum Brixen. Studienbibliothek Vinzentinum (Brixen), Studienbibliothek Johanneum (Dorf Tirol), Bibliothek von Luis Staindl (Leihgabe), Bibliothek von Johann Parschalk, Bibliothek von Paul Rainer. Brixen: Bibliogamma, 2015 [unveröffentlichtes Manuskript].
  • 40 Jahre Johanneum in Dorf Tirol. 1928 – 1968. (= Sonderausgabe des Schlerns ; 42 (1968), H. 10).
  • 50 Jahre Bischöfliches Seminar Johanneum in Tirol. 1928 – 1978. Bozen: Athesia 1979.
  • https://www.ehb.it/bibliotheken/brixen/bestand-johanneum/
Kontakt
Studienbibliothek des Johanneums (Dorf Tirol) | Standort: Bischöfliches Institut Vinzentinum
Brennerstraße 37
39042 Brixen
Website: https://www.vinzentinum.it/

Direktor Christoph Stragenegg
Tel.: 0472 821604
E-Mail: direktor@vinzentinum.it

Bibliotheksleiterin Prof.in Verena Steinmair
Email: verena.steinmair@vinzentinum.it / bibliothek@vinzentinum.it


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